Entstehung: Hintergrund
Protestplakate waren über ein Jahrzehnt lang fester Bestandteil der Dorfkulisse in Horno (sorbisch Rogow).
Fotograf: Michael Helbig
Die Entstehung des Archivs verschwundener Orte steht in Zusammenhang mit der Umsiedlung des deutsch-sorbischen Dorfes Horno (sorbisch Rogow). Die Bewohner Hornos hatten sich fast 15 Jahre lang
- letztlich vergeblich - gegen eine Umsiedlung gewehrt. Schließlich mussten sie ab 2003 ihr Dorf räumen und siedelten an einen neuen Standort in der Stadt Forst (Lausitz).
Die Domowina reichte 1998 Verfassungsklage gegen die Abbaggerung Hornos ein. Harald Konzack (links), Stellvertretender Geschäftsführer der Domowina, kurz vor der Verhandlung.
Fotograf: Archiv Nowy Casnik
In der langen öffentlichen und politischen Debatte, die sich um die Umsiedlung Hornos drehte, hatte sich die Domowina, der Dachverband der Lausitzer Sorben, frühzeitig und konsequent für den Erhalt des Ortes eingesetzt.
Die Devastierung deutsch-sorbischer Ortschaften hatte vor allem in der DDR zu einem erheblichen Substanzverlust sorbischer / wendischer (im Weiteren sorbisch bzw. Sorben) Identität und Kultur geführt, dem nun Einhalt geboten werden sollte.
Da Horno im – per Landesverfassung geschützten – sorbischen Siedlungsgebiet lag, klagte die Domowina gegen die beschlossene Umsiedlung beim Landesverfassungsgericht. Das widerständische Horno geriet somit aus Sicht der Sorben auch zum Prüfstein ihrer verfassungsmäßigen Minderheitenrechte im Land Brandenburg.
Bei der Planung des Neuorts wurde bereits Ausstellungsfläche für das Dokumentationszentrum mitberücksichtigt. Umsiedlungsbeteiligte von Vattenfall, Horno und der Stadt Forst (Lausitz).
Fotograf: Dagmar Wellenbrink-Dudat
Die Idee zur Errichtung eines – bundesweit einzigartigen - Dokumentationszentrums zu Ortsabbrüchen und Umsiedlungen in der Lausitz, geht daher auf die gemeinsame Initiative der Domowina und der Gemeinde Horno, zurück, und wurde schließlich Bestandteil der Umsiedlungsforderungen Hornos.
Die Einrichtung sollte das Ziel verfolgen, die Umsiedlungsproblematik, hervorgerufen durch den Braunkohlenbergbau, für die Region und besonders für das gesamte sorbische Siedlungsgebiet in historischer und gegenwärtiger Perspektive aufzugreifen und in einer Dauerausstellung zu dokumentieren. Zugleich sollte ein zentrales Archiv für weitere wissenschaftliche Forschung zum Thema entstehen.
Die Idee fand erstmals im März 2002 Eingang in die Umsiedlungsverhandlungen zwischen Horno, dem Bergbauunternehmen Vattenfall Europe Mining (VEM) und der Domowina. Vattenfall reagierte positiv auf das Vorhaben und sicherte dem Projekt seine finanzielle Unterstützung zu.